Andreas Jaeggi: "die Nacht" Oel auf Leinwand 100 x 150 cm 2010
Eine der groesseren Errungenschaften der letzten Jahrzehnte der "westlichen Kultur" im visuellen Bereich ist das Ausbalancieren von Darstellungen des maennlichen nackten Koerpers. Die ausschliessliche Regentschaft der splitternackten Majas, Olympias und Venusse ist definitiv vorbei! Nicht, dass wir etwa dabei waeren, unsere natuerlichen Formen und Kurven allgemein besser akzeptieren zu koennen, Gott bewahre! Unsere Koerperformen sind weder abscheulich noch mega sexy, sie sind einfach eine "natuerliche" Gegebenheit. Jetzt sind aber sogar die Boulevardzeitungen dabei sich zu ueberlegen, ob sie nicht das Foto eines nackten Mannes (wahrscheinlich sorgfaeltig retouchiert und in beinahe anstaendiger Pose, da bin ich mir sicher) auf die Seite 3 platzieren sollen, neben dem obligatorischen BusenSchnappschuss.
Klassische Schulstudien des unbekleideten Koerpers sind immer Teil einer akademischen visuellen Ausbildung gewesen (von Ingres bis Hitler, ohne die Alten Griechen und Roemer zu vergessen), jedoch aus welch obskurem Grund auch immer sind diese manchmal atemberaubenden Studien nie als "Kunst" anerkannt worden, selbst wenn diese Meisterwerke sind wie Subleyras stehender Mann von hinten gesehn.
(weitere Bilder "blauer Akt von Metz")
Quellen Giorgione: "Schlafende Venus", 1509, Gemaeldegalerie, Dresden Tiziano Vecellio: "Venus von Urbino", 1538, Uffici, Florence Francisco Goya: "Die nackte Maja", 1800, Prado, Madrid Edouard Manet: "Olympia", 1836, Orsay Museum, Paris Pierre Subleyras: "Charon passant les ombres", 1735, Louvre, Paris
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